Musterlösung zur Diplomprüfung im Fach BWL IV, Frühjahr 2002
Aufgabe 1:
Am 12.11. 2001 stürzte ein Passagierflugzeug in den Stadtteil Queens in New York,
fast auf den Tag genau 2 Monate nach den Attentaten auf das World Trade Center
und das Pentagon.
Dies führte zu enormen Kursverlusten an den internationalen Kapitalmärkten.
Begründungen für diese Kursverluste liegen in folgenden psychologischen Effekten:
Sicherlich erfüllt der Flugzeugabsturz vom 12.11.2001 alle Voraussetzungen, um in
den Köpfen der Anleger verfügbar zu sein. Er war anschaulich, auffällig, einen Tag
später auch hochgradig aktuell und wurde mit erhöhter Frequenz von allen Leuten
noch am selben Tag diskutiert. Dennoch haben andere Flugzeugabstürze nicht zu
solchen Kurseinbrüchen geführt.
Die Kursverluste sind nur vor dem Hintergrund der Attentate auf das WTC und das
Pentagon zu erklären.
Die Attentate vom 11.9.2001 waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr verfügbar für alle
Teilnehmer an den Kapitalmärkten: Selten zuvor gab es Ereignisse, die dermaßen
anschaulich und auffällig waren, die Ereignisse waren noch immer hochaktuell und
wurden in den Medien mit geradezu erstickender Frequenz wiederholt, so dass alle
Determinanten einer hohen Verfügbarkeit gegeben sind.
Aufgrund dieser hohen Verfügbarkeit der Ereignisse vom 11. September kam in
vielen Köpfen die Repräsentativitätsheuristik zum Tragen, indem das Schema
aufgerufen wurde, es handelt sich bei dem Absturz vom 12.11.2001 schon wieder um
ein Attentat.
Es wurde praktisch von einer Korrelation ausgegangen, die ungefähr besagt, dass
Abstürze von Passagierflugzeugen in New York eng mit Attentaten von
internationalen Terroristen zusammenhängen.
Die Attentate vom 11.September wirkten faktisch als Prime bei der Bewertung der
Informationen am 12.11.2001.
Der Priming-Effekt besagt, dass vorher aufgenommene Informationen die Bewertung
von nachfolgenden Informationen beeinflusst. Genau das ist hier passiert: Der
erneute Flugzeugabsturz wurde direkt als neuerliches Attentat interpretiert.
Diese Fehlinterpretation des Unglücks (denn darum handelte es sich in Wirklichkeit)
führte zu großer Angst in den Köpfen der Kapitalmarktteilnehmer und zu
Kontrollverlust, was sich anfangs in richtigen Panikverkäufen ausdrückte.
Bei den Kursstürzen handelte es sich hauptsächlich um psychologisch begründete
Überreaktionen, was sich auch darin zeigt, dass bis zum Ende des Handelstages ein
großer Teil der Kursverluste wieder wett gemacht wurden. Daran kann man sehen,
dass dem erhöhten Angebot an Aktien langsam auch wieder eine ausreichende
Nachfrage gegenüberstand.
Es gibt auch rationale Begründungen für die längerfristigen Kursverluste. Diese
wurden hauptsächlich bei Fluglinien und Tourismusunternehmen verzeichnet, da die
Anleger davon ausgingen, dass der erneute Absturz zu einem weiteren Rückgang
der Nachfrage nach (Flug-) Reisen führen würde und somit die Aussichten der
betroffenen Unternehmen als schlechter eingeschätzt wurden.
Aufgabe 2:
a)
Komponenten eines Entscheidungsproblems: