Kosten auf sich genommen.
4. Die Entscheidung stellt eine Normabweichung dar. Eine Kaufempfehlung auszuspre-
chen, stellt für einen Finanzanalysten sicherlich keine Normabweichung dar. Das
Commitment eines Analysten wird aber sicherlich noch höher sein, wenn es sich bei
der empfohlenen Aktie um eine wenig beachtete Aktie gehandelt hat oder wenn an-
dere Analysten ein abweichendes Urteil gefällt haben.
An diesen Ausführungen erkennt man, daß der Finanzanalyst an seiner Kaufempfehlung
sehr hängt. Dadurch fällt es ihm schwer, die Dissonanz durch Revidierung der Entscheidung
aufzulösen. Statt dessen wird er eher versuchen, auf anderem Weg die Dissonanz zu ver-
kleinern, z.B. durch selektive Wahrnehmung oder durch selektives Entscheiden.
Einen weiteren Erklärungsansatz bietet die Kontrollillusion. Finanzanalysten werden von den
Kapitalmarktteilnehmern als Experten anerkannt und zeichnen sich durch hohe Kompetenz
aus. Das kann zu einer übersteigerten Einschätzung des eigenen Urteilsvermögens führen.
Wenn ein Analyst einer solchen Kontrollillusion unterliegt, wird er auch trotz negativer Infor-
mationen an seiner ursprünglichen Meinung festhalten und etwaige Kurseinbrüche als kurz-
fristig und unbedeutend bewerten.
Lösung zu Aufgabe 3:
Mit der S-förmigen Gestalt der Wertfunktion der Prospect Theory wird eine im üblichen
Sinne risikoscheue Einstellung eines Anlegers im Gewinnbereich widergespiegelt. Diese
Situation dreht sich im Verlustbereich genau um. Die S-förmige Gestalt führt demnach im
Verlustbereich zu einer Tendenz risikofreudig zu entscheiden. Diesen Effekt, daß sich die
Risikoeinstellung im Übergang von Gewinnen zu Verlusten genau umkehrt, bezeichnet man
als Reflection-Effekt.
Der Reflection-Effekt führt zu einem interessanten Verhaltensmuster, wenn es durch eine
bestimmte Problempräsentation gelingt, den Bezugspunkt zu manipulieren. Man spricht in
diesem Zusammenhang vom Framing-Effekt. Allgemein ist ein Framing-Effekt gegeben,
wenn durch unterschiedliche Präsentationen einer im Grunde eindeutigen Entscheidungssi-
tuation unterschiedliche Entscheidungen hervorgerufen werden. Hierzu ein Beispiel: Das
Risiko einer Operation kann dadurch angegeben werden, daß 1% aller Patienten sterben
oder daß 99% aller Patienten gesund bleiben. Wenn man sich in Abhängigkeit von der
Darstellung anders verhält (z.B. eine Operation bei der ersten Variante ablehnt, bei der
zweiten aber durchführen läßt), liegt ein Framing-Effekt vor.