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Diplomprüfung im Fach Strategisches Management 2. Klausur WS 2003/2004
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Diplomprüfung im Fach Strategisches Management
2. Klausur
WS 2003/2004
Studiengang: Betriebswirtschaftslehre
Prof. Dr. Rüdiger von Nitzsch
Name: ________________________________________
Matr. Nr.: ___________
Die folgenden Prüfungsteile sind obligatorisch zu bearbeiten. Das jeweils angegebene Minu-
tenkontingent entspricht einem für die Bewertung maßgeblichen Punktekontingent. Es sind nur Taschen-
rechner erlaubt, die nicht programmierbar sind und keinen Textspeicher haben. Für die Punktevergabe ist
nicht nur das richtige Ergebnis, sondern auch der Lösungsweg relevant.
Aufgabe 1
(9 + 4 + 5 = 18 Minuten)
Das Unternehmen Tiger AG stellt Laufschuhe her und möchte seinen Unternehmenswert bestimmen. Die
zukünftigen Cash-flows hängen von den Umweltzuständen Wirtschaftswachstum und Umweltbewusst-
sein ab. Ein Zukunftsforscher hat folgende Daten für die Umweltzustände ermittelt:
Deskriptor
Mögliche Entwicklungen
a-priori Wahrscheinlichkeit
hoch
60%
Wirtschaftswachstum
niedrig
40%
hoch
70%
Umweltbewußtsein
niedrig
30%
a) Ermitteln Sie nach Brauers/Weber die Wahrscheinlichkeiten für die vier möglichen Umweltzustände.
Sie haben ein Marktforschungsunternehmen beauftragt, welches die folgende Cross-Impact-Matrix be-
rechnet hat:
Deskriptor
D11 D12 D21 D22
hoch
D11
4
2
Wirtschaftswachstum
niedrig
D12
2
4
hoch
D21
Umweltbewusstsein
niedrig
D22
b) Berechnen Sie den erwarteten Cash-flow der Tiger AG. Gehe Sie davon aus, dass ein Cash-flow von
100 Mio Euro erwirtschaftet wird, wenn Wirtschaftswachstum und Umweltbewusstsein niedrig ist. Fällt
das Wirtschaftswachstum hoch aus, wird zusätzlich ein Cash-flow von 20 Mio Euro erzielt. Fällt das
Umweltbewusstsein hoch aus, wird zusätzlich ein Cash-flow von 30 Mio erzielt. Diese zusätzlichen Cash-

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flows in den Zuständen werden unabhängig voneinander erzielt.
c) Gehen Sie davon aus, dass der in b) berechnete Cash-flow für die Ewigkeit erzielt wird. Das Unter-
nehmen hat kein Fremdkapital aufgenommen. Die Standardabweichung der Rendite der Tiger AG liegt
doppelt so hoch wie die der Marktrendite. Die Korrelation zwischen der Rendite des Marktes und der
Tiger AG ist 0,75. Der risikofreie Zins liegt bei 5% und der Marktpreis des Risikos beträgt 4%. Wie hoch ist
der Unternehmenswert der Tiger AG?
Aufgabe 2
(12 Minuten)
Sie sind Geschäftsführer einer großen Kaufhauskette und wollen ein neues Kontrollsystem einführen, mit
dem Diebstähle reduziert werden können. Die Umsatzeinbußen=Diebstahlschaden (in Mio. Euro) ohne
und mit Kontrollsystem (System A bzw. B) sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:
Niedrige Diebstahlquote
(p=30%)
Mittlere Diebstahlquote
(p=50%)
Hohe Diebstahlquote
(p=20%)
Umsatzeinbußen ohne
Kontrollsystem
20
40
60
Umsatzeinbußen mit Kontrollsystem
A
17
30
45
B
5
35
35
Das Kontrollsystem A kostet 2 Mio. Euro, das Kontrollsystem B kostet 3 Mio. Euro. Alternativ können Sie
den Mitarbeitern eine Prämie bezahlen, wenn Sie Diebstähle aufdecken. Die Prämie beträgt 10 Mio. Euro,
falls der aufgedeckte Diebstahlschaden bei 20 Mio. Euro oder mehr liegt. Gehen Sie davon aus, dass
dieser Anreiz zu einer Schadensaufdeckungsquote von 50% führt.
Durch die Einführung ändert sich das unternehmensspezifische Risiko der Kaufhauskette nicht. Welche
der Alternativen führt zur Shareholder-Value-Maximierung? Wie hoch dürfte maximal die Prämie sein,
damit keines der beiden Kontrollsysteme angeschafft werden würde?
Aufgabe 3
(10 Minuten)
Erläutern Sie die Unterschiede Ressource, Kompetenzen und Kernkompetenzen und stellen Sie die
charakteristischen Merkmale der Kernkompetenzen dar.
Aufgabe 4
(6 Minuten)
Nennen Sie die verschiedenen Phasen des Benchmarking und geben Sie für jede Phase ein Beispiel.
Aufgabe 5
(8 Minuten)
a) Nennen Sie die Kundengruppen im Lebenszyklusmodell nach Moore und geben jeweils stichwortartig
ein charakteristisches Merkmal an.
b) Was ist der Abgrund im Lebenszyklusmodell? Geben Sie sechs Gegensätze zwischen den beteilig-
ten Kundengruppen in tabellarischer Form an, wieso neue Produkte den Abgrund nicht überwinden.
Aufgabe 6
(6 Minuten)
Stellen Sie die Phasen des unternehmerischen Führungsprozesses grafisch dar und erklären Sie diese
kurz.

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Viel Erfolg!
Lösung
Aufgabe 1
p
-
(i,j) = max{p(i) + p(j) – 1, 0}
p
+
(i,j) = min{p(i), p(j) }
p(i,j) = p
-
(i,j) + ¼ [CI(i,j) – 1] [p
+
(i,j) – p
-
(i,j) ]
p
-
(D11, D21) = max{60% + 70% – 1, 0} = 30%
p
+
(D11, D21) = min{60%, 70%} = 60%
p(D11, D21) = 30% + ¼ [4 – 1] [60% – 30%] = 52,5%
p
-
(D11, D22) = max{60% + 30% – 1, 0} = 0%
p
+
(D11, D22) = min{60%, 30%} = 30%
p(D11, D22) = 0% + ¼ [2 – 1] [30% – 0%] = 7,5%
p
-
(D12, D21) = max{40% + 70% – 1, 0} = 10%
p
+
(D12, D21) = min{40%, 70%} = 40%
p(D12, D21) = 10% + ¼ [2 – 1] [40% – 10%] = 17,5%
p
-
(D12, D22) = max{40% + 30% – 1, 0} = 0%
p
+
(D12, D22) = min{40%, 30%} = 30%
p(D12, D22) = 0% + ¼ [4 – 1] [30% – 0%] = 22,5%
Überprüfung der Wahrscheinlichkeitsaxiome
p(D11, D21) + p(D11, D22) + p(D12, D21) + p(D12, D22)
= 52,5% + 7,5% + 17,5% + 22,5% = 100%
ok!
p(D11, D21) + p(D11, D22) = p(D11)
= 52,5% + 7,5% = 60% ok!
p(D12, D21) + p(D12, D22) = p(D12)
= 17,5% + 22,5% = 40% ok!
p(D11, D21) + p(D12, D21) = p(D21)
= 52,5% + 17,5% = 70% ok!
p(D11, D22) + p(D12, D22) = p(D22)
= 7,5% + 22,5% = 30% ok!
Alle Wahrscheinlichkeitsaxiome sind erfüllt.

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b)
Umweltbewusstsein
Cash flow [in Mio Euro]
(Wkt)
D21
D22
D11
100 + 20 + 30 (52,5%)
100 + 20 (7,5%)
Wirtschaftswachstum
D12
100 + 30 (17,5%)
100 (22,5%)
E(Cash-flow) = 52,5% 150 Mio Euro + 7,5% 120 Mio Euro + 17,5% 130 Mio Euro + 22,5% 100 Mio Euro
= 133 Mio Euro
c)
Beta (Tiger AG) = 0,75 * 2 = 1,5
Kapitalkosten = 5% + 1,5 * (9% - 5%) = 11%
Unternehmenswert (Tiger AG) = 133 Mio Euro / 11% = 1209 Mio Euro
Aufgabe 2
Shareholder-Value wird dann maximiert, wenn erwartete Schäden aus Diebstahl minimiert werden. Durch
Minimierung der Diebstahlschäden erhöht sich der erwartete Cash-flow maximal. Bei konstantem Risiko
bleibt der Kapitalkostensatz gleich.
Alle erwarteten Schäden in Mio. Euro:
Erwarteter Schaden (ohne Kontrollsystem)
30% * 20 + 50% * 40 + 20% * 60 = 38
Erwarteter Schaden (A)
30% * 19 + 50% * 32 + 20% * 47 = 31,1
Erwarteter Schaden (B)
30% * 8 + 50% * 38 + 20% * 38 = 29
Erwarteter Schaden (Prämie)
30% * 10 + 50% * 30 + 20% * 40 = 26
Erwarteter Schaden (Prämie) < Erwarteter Schaden (B)
30% * 10 + 50% * (20 + x) + 20% * (30 + x) < 29
-> x < 14,29 Mio Euro
Aufgabe 3
Ressourcen, Kompetenzen und Kernkompetenzen lassen sich unter dem Begriff „strategische Unter-
nehmenspositionen“ zusammenfassen. Ressourcen sind hierbei „Habenpositionen“. Hierunter fallen
bspw. die vorhandenen Mitarbeiter. Kompetenzen stellen dagegen „Können-Positionen“ dar. Hierunter
werden Fähigkeiten des Unternehmens verstanden, die aus den Ressourcen direkt oder indirekt einen
Nutzen erzielen. Hierunter fällt bspw. die Mitarbeitermotivation. Kompetenzen garantieren noch keine
nachhaltigen Wettbewerbsvorteile. Hierin liegt der Unterschied zu den Kernkompetenzen, mit denen
langfristig Wettbewerbsvorteile langfristig gesichert werden können. Dazu müssen einige Bedingungen

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erfüllt sein: einzigartiger, profitabler Kundennutzen, unvollkommene Substituierbarkeit, Entwicklungsfähig-
keit, Übertragbarkeit auf andere Märkte, eingeschränkte Mobilität, Möglichkeit Kompetenz unter Preis zu
erwerben (+ kurze Darstellung der Punkte).
Aufgabe 4
1) Auswahl der Benchmarking-Objekte: Erfolgsgröße Kosten
2) Auswahl der Benchmarking-Partner: Konkurrenzunternehmen
3) Datenerhebung und Auswertung: Messung der entstandenen Kosten
4) Umsetzung der Ergebnisse: Kostenblock XYZ reduzieren
Aufgabe 5
a)
Innovatoren = Technologieenthusiasten
Frühe Adaptoren = Visionäre
Frühe Mehrheit = Pragmatiker
Späte Mehrheit = Konservative
Nachzügler = Skeptiker
b)
Nach dem Einführungsmarkt, den Enthusiasten und Visionäre bilden, kommen Unternehmen oft ins
Stolpern, wenn sie den Übergang zu den Pragmatikern nicht vollziehen. Die Grundwerte beider Grup-
pen (Technologieakzeptanz) ist grundverschieden, so dass ein Unternehmen mit seinen Umsätzen
oft in den Abgrund gerät.
Visionäre
Pragmatiker
Intuitiv
Analytisch
Befürworten Revolution
Befürworten Evolution
Nonkonfirmistisch
Konformistisch
Einzelgänger
Herdentiere
Tun, was sie für richtig halten
Konsultieren Kollegen
Gehen Risiken ein
Werden mit Risiken fertig
Motivation: zukünftige Möglichkeiten
Motivation: gegenwärtige Probleme
Versuchen das Mögliche
Verfolgen das Wahrscheinliche
Aufgabe 6
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Planung
Entscheidung
Kontrolle
Unternehmensführung
Realisation
Unternehmenswelt

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Durch die Planung wird die Entscheidung vorbereitet, der Entscheidung folgt die Realisation der als opti-
mal ermittelten Handlungsalternative. In der Kontrollphase ergeben sich aus Beobachtungen dieser
Realisation sowie aus der sonstigen Unternehmensumwelt neue Erkenntnisse für eine weitere Planung,
und schon beginnt der Kreislauf wieder von neuem.