Dies ist die HTML-Version der Datei http://www.abwl.rwth-aachen.de/downloads/klausuren_aktuell/bwl/Strama_ws0304_1.pdf.
G o o g l e erzeugt beim Web-Durchgang automatische HTML-Versionen von Dokumenten.
Um einen Link oder ein Bookmark zu dieser Seite herzustellen, benutzen Sie bitte die folgende URL: http://www.google.com/search?hl=de&ie=ISO-8859-1&q=cache%3Ahttp://www.abwl.rwth-aachen.de/downloads/klausuren_aktuell/bwl/Strama_ws0304_1.pdf


Google steht zu den Verfassern dieser Seite in keiner Beziehung.

Diplomprüfung im Fach Strategisches Management 19.02.2004 WS 2003/2004
Page 1
1
Diplomprüfung im Fach Strategisches Management
19.02.2004
WS 2003/2004
Studiengang: Betriebswirtschaftlehre bzw. Wirtschaftswissenschaftliches Zusatzstu-
dium
Prof. Dr. Rüdiger von Nitzsch
Name: ________________________________________ Matr. Nr.: ___________
Die folgenden Prüfungsteile sind obligatorisch zu bearbeiten. Das jeweils angegebene Minu-
tenkontingent entspricht einem für die Bewertung maßgeblichen Punktekontingent. Es sind nur
Taschenrechner erlaubt, die nicht programmierbar sind und keinen Textspeicher haben.
Aufgabe 1
(3 + 4 = 7 Minuten)
a)
Nennen Sie die wichtigsten Stakeholder-Gruppen!
b) Erläutern Sie kurz den Begriff Corporate Governance. Für welche Stakeholder ist der
Corporate Governance Kodex hauptsächlich aufgestellt?
a)
Institutionelle Investoren
Private Investoren
Banken
Arbeitnehmer und Gewerkschaften
Umweltschutzorganisationen
Öffentliche Hand
b) Unter dem Begriff Corporate Governance versteht man allgemein alle Rechte, Aufgaben und
Verantwortlichkeiten der Stakeholder. Wie die Rechte und Pflichten grundsätzlich aussehen
sollten, kann der Leitlinie der OECD entnommen werden. In Deutschland wurde der Corporate
Governance Index formuliert, der allerdings kein Gesetz darstellt. Unternehmen können den
Kodex freiwillig akzeptieren oder nicht. Mit dem Corporate Governance Kodex sollen Informati-
onsasymmetrien abgebaut und Interessenskonflikte verringert werden. Jedoch werden nicht alle
Stakeholder durch den Kodex geschützt, sondern vor allem die Shareholder.

Page 2
2
Aufgabe 2
(3 + 15 = 18 Minuten)
Ein Unternehmen erwartet einen ewigen Cash-flow in Höhe von 1 Mio. Euro. Das Unter-
nehmen hat kein Fremdkapital. Der Zinssatz für risikofreie Anlagen liegt bei 4%. Um das
Risiko des Unternehmens einschätzen zu können, stehen Ihnen die folgenden Angaben
über die Renditeentwicklung zur Verfügung:
Wahrscheinlichkeit
Gesamtmarkt
Unternehmen
Gesamtwirtschaft
wächst
50%
12%
10%
Gesamtwirtschaft
stagniert
50%
2%
4%
a) Berechnen Sie die Marktrisikoprämie.
b) Berechnen Sie den Shareholder Value.
a) E(Renditeentwicklung Gesamtmarkt) = 50% · 12% + 50% · 2% = 7%
Marktrisikoprämie = 7% - 4% = 3%
b) Berechnung Shareholder Value
Shareholder Value = 1 Mio. Euro / i
Berechnung i
i = risikoloser Zins + Beta · Marktrisikoprämie
Berechnung Beta
Beta = σ(Unternehmen) / σ(Gesamtmarkt) · ρ(Unternehmen, Gesamtmarkt)
Berechnung σ(Unternehmen)
E(Unternehmen) = 50% · 10% + 50% · 4% = 7%
σ
2
(Unternehmen) = 50% · [10% - 7%]
2
+ 50% · [4% - 7%]
2
= 9%
Berechnung σ(Gesamtmarkt)
E(Gesamtmarkt) = 50% · 10% + 50% · 4% = 12% (siehe a)
σ
2
(Gesamtmarkt) = 50% · [12% - 7%]
2
+ 50% · [2% - 7%]
2
= 25%
Berechnung ρ(Unternehmen, Gesamtmarkt)
ρ(Unternehmen, Gesamtmarkt)
= (50% · [10% - 7%] · [12% - 7%] + 50% · [4% - 7%] · [2% - 7%]) / (9% · 25%)
0.5
= 1
Berechnung Beta
Beta = 30% / 50% · 1 = 0,6

Page 3
3
Berechnung i
i = 4% + 0,6 · 3% = 5,8%
Berechnung Shareholder Value
Shareholder Value = 1 Mio. Euro / 5,8% =17,24 Mio. Euro
Aufgabe 3
(6 + 12 + 7 = 25 Minuten)
Die Produktpalette des großen Pharmakonzerns Healthcare umfasst drei Produkte. Die zugehö-
rigen Informationen der Produkte entnehmen Sie bitte nachfolgender Tabelle:
Produktgruppe
Umsatz
Umsatz größter Konkurrent
Branchenwachstum
Herz-Kreislauf
1000 Mio. Euro 4000 Mio. Euro
12%
Grippevirus
500 Mio. Euro 400 Mio. Euro
6%
Verhütungsmittel
1200 Mio. Euro 2000 Mio. Euro
15%
a) Stellen Sie die Produkte des Pharmakonzerns Healthcare in einer BCG Matrix dar.
Neben dem Pharmakonzern gibt es noch zwei kleine Pharmaunternehmen, Evantis und Sofani,
die jeweils Medikamente zur Gewichtsreduzierung herstellen. Das Wachstum der Unternehmen
hängt von verschiedenen Szenarien ab, die duch zwei Deskriptoren mit je zwei unterschiedli-
chen Ausprägungen beschrieben werden können. Deskriptor 1 hat die Ausprägungen „Ge-
sundheitsreform“ bzw. „Keine Gesundheitsreform“, Deskriptor 2 hat die Ausprägungen „Evantis
entwickelt neues Medikament“ bzw. „Evantis entwickelt kein neues Medikament“. Die A-priori-
Wahrscheinlichkeiten und die Cross Impacts sind der Tabelle zu entnehmen.
Deskriptor
A-priori Wahr-
scheinlichkeit
D11 D12 D21 D22
Ja
D11
70%
4
2
Gesundheits-
reform
Nein
D12
30%
2
4
Evantis entwickelt neu-
es Medikament
D21
40%
Produkt-
entwicklung
Evantis entwickelt kein
neues Medikament
D22
60%
b) Berechnen Sie Szenariowahrscheinlichkeiten nach Brauers/Weber (Hinweis: Ein LP-
Ansatz zur Lösung ist nicht notwendig)
Der Pharmakonzern Healthcare möchte das Unternehmen Evantis integrieren und eine vierte
Produktgruppe Gewichtsreduzierung etablieren. Evantis hat aktuell einen Umsatz von 600 Mio.
Euro, Sofani setzt 400 Mio. Euro um. Neben Evantis und Sofani gibt es keine weiteren Anbieter
von Medikamenten zur Gewichtsreduzierung.

Page 4
4
Das Wachstum von Sofani liegt bei 20%, wenn keine Gesundheitsreform beschlossen wird.
Wird dagegen eine Gesundheitsreform verabschiedet, steigt das Umsatzwachstum auf 30% an.
Wenn Evantis das neue Medikament entwickelt, fällt in beiden Fällen die Wachstumsrate um
10% niedriger aus.
Das Wachstum von Evantis liegt im Fall der Entwicklung eines neuen Medikamentes bei 50%,
im Fall keiner Neuentwicklung liegt Wachstumsrate bei 10%, vorausgesetzt, die Gesundheitsre-
form wird nicht verabschiedet. Bei einer Gesundheitsreform fallen die Wachstumsraten um 20%
höher aus.
c) Tragen Sie das Unternehmen Evantis in die BCG Matrix des Aufgabenteils a) ein. Be-
rechnen Sie die dazu notwendigen Angaben.

Page 5
a)
Relativer Marktanteil Umsatz
Wachstumsrate
Herz-Kreislauf
1000 / 4000 = 0,25
1000 Mio. Euro
12%
5
Grippevirus
500 / 400 = 1,25
500 Mio. Euro
6%
Verhütungsmittel
1200 / 2000 = 0,6
1200 Mio. Euro
15%
Evantis
2
1
Relativer Marktanteil
0,5
5% 10% 15% .... 33,2%
Marktwachstumsrate
b) Szenariowahrscheinlichkeiten
p
-
(i,j) = max{p(i) + p(j) – 1, 0}
p
+
(i,j) = min{p(i), p(j) }
p(i,j) = p
-
(i,j) + ¼ [CI(i,j) – 1] [p
+
(i,j) – p
-
(i,j) ]
p
-
(D11, D21) = max{70% + 40% – 1, 0} = 10%
p
+
(D11, D21) = min{70%, 40%} = 40%
p(D11, D21) = 10% + ¼ [4 – 1] [40% – 10%] = 32,5%
p
-
(D11, D22) = max{70% + 60% – 1, 0} = 30%
p
+
(D11, D22) = min{70%, 60%} = 60%
p(D11, D22) = 30% + ¼ [2 – 1] [60% – 30%] = 37,5%
p
-
(D12, D21) = max{30% + 40% – 1, 0} = 0%
p
+
(D12, D21) = min{30%, 40%} = 30%
p(D12, D21) = 0% + ¼ [2 – 1] [30% – 0%] = 7,5%
p
-
(D12, D22) = max{30% + 60% – 1, 0} = 0%
p
+
(D12, D22) = min{30%, 60%} = 30%
p(D12, D22) = 0% + ¼ [4 – 1] [30% – 0%] = 22,5%

Page 6
6
Überprüfung der Wahrscheinlichkeitsaxiome
p(D11, D21) + p(D11, D22) + p(D12, D21) + p(D12, D22)
= 32,5% + 37,5% + 7,5% + 22,5% = 100% ok!
p(D11, D21) + p(D11, D22) = p(D11)
= 32,5% + 37,5% = 70%
ok!
p(D12, D21) + p(D12, D22) = p(D12)
= 7,5% + 22,5% = 30%
ok!
p(D11, D21) + p(D12, D21) = p(D21)
= 32,5% + 7,5% = 40%
ok!
p(D11, D22) + p(D12, D22) = p(D22)
= 37,5% + 22,5% = 60%
ok!
Alle Wahrscheinlichkeitsaxiome sind erfüllt.
c) Umsätze in den Szenarien
D21
D22
Wkt.
Evantis
Sofani
Wkt.
Evantis Sofani
D11
32,5%
70%=
50%+20%
20%=
30%-10%
37,5%
30%=
10%+20%
30%
D12
7,5%
50%
10%=
20%-10%
22,5%
10%
20%
Erwartete Wachstumsrate (Evantis)
= 32,5% · 70% + 37,5% · 30% + 7,5% · 50% + 22,5% · 10% = 40%
Erwartete Wachstumsrate (Sofani)
= 32,5% · 20% + 37,5% · 30% + 7,5% · 10% + 22,5% · 20% = 23%
Erwartetes Marktwachstum
= (600 Mio. Euro · 40% + 400 Mio. Euro · 23%) / 1000 Mio. Euro = 33,2%
relativer Marktanteil Evantis
= 600 Mio. Euro / 400 Mio. Euro = 1,5
Aufgabe 4
(4 + 6 = 10 Minuten)
a) Nennen Sie die vier Perspektivenebenen einer Balanced Scorecard und erläutern Sie
diese kurz.
b) Welche Vorteile fallen Ihnen zur Balanced Scorecard ein?

Page 7
7
a) Perspektivenebenen
Finanzielle Perspektive
Kundenperspektive
Prozessperspektive
Potentialperspektive
b) Vorteile
Genaue Umsetzung der Strategie
Dient dem Zweck der Frühwarnung, insbesondere in den unteren Ebenen
Bessere Kommunikation der Strategie
Erhöhung des Kenntnisstandes bei den Führungskräften
Bessere Identifikation der kritischen Erfolgsfaktoren
Integration von nicht-monetären Erfolgsgrößen
Aufgabe 5
(15 Minuten)
Nennen und beschreiben Sie kurz die Wettbewerbskräfte nach Porter.
Gefahr des Markteintritts: Neue Kapazitäten entstehen, erzielbare Preise sinken und
Kosten steigen, Eintrittsbarrieren (Economies of Scale) reduzieren die Gefahr des
Markteintritts.
Rivalität unter bestehenden Wettbewerbern: Reduziert das Erfolgspotential aller Bewer-
ber. Kampf um Marktanteile reduziert Gewinnspannen, ein oder mehrere Marktführer
können disziplinierend wirken, Rivalität wird durch geringe Produktdifferenzierung geför-
dert
Druck durch Substitutionsprodukte: Aus Sicht eines Anbieters ist ein Markt weniger luke-
rativ, wenn der Abnehmer auf gleichwertige Ersatzprodukte ausweichen kann. Insbe-
sondere im Technologiebereich können Substitutionsprodukte zu einer schnellen Ablö-
sung alter Technologien führen.
Verhandlungsposition gegenüber Abnehmern: Abnehmer können Preise drücken oder
Wettbewerber gegeneinander ausspielen, wenn Wettbewerber eine schlechte Verhand-
lungsposition haben. Verhandlungsposition ist umso schlechter, je weniger Abnehmer
das Produkt nachfragen.
Verhandlungsposition gegenüber Zulieferern: Bei einer schlechten Verhandlungsposition
gegenüber Zulieferern können Wettbewerbern Preise diktiert werden. Wenige Zulieferer,

Page 8
8
aber viele Wettbewerber und wenige Substitutionsprodukte schwächen die Verhand-
lungsposition.
Aufgabe 6
(15 Minuten)
Zeigen Sie am Beispiel eines Unternehmen, welches im Kolloquium besprochen wurde
(Dell, HP, Legend, Sun, Nokia, Global Crossing, Google, ebay, TimeWarner, Online Music),
geeignete Managementkonzepte auf, mit denen auf die Wettbewerbskräfte nach Porter
reagiert werden kann. Stellen Sie das Unternehmen im Lebenszyklusmodell von Moore dar.
Viel Erfolg!