4)
Erstens spielt es eine Rolle, ob es sich um ein sehr konjunkturabhängiges Risiko handelt
oder nicht. Je höher die Korrelation zum so genannten Marktportfolio ist, desto höher fällt
auch die Risikoprämie aus. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Diversifikationsmöglich-
keiten des Investors mit zunehmender Korrelation geringer werden.
Zweitens wird die Risikoprämie von der individuellen Kapitalstärke und dem Investitionszu-
gang des Kapitalgebers beeinflusst. Auch hier liegt die Begründung in den Diversifikations-
möglichkeiten des Investors. Je mehr Mittel ihm zur Verfügung stehen oder je besser sein
Zugang zu einer Vielfalt Investitionen ist, desto größer sind seine Möglichkeiten, durch einen
Risikoausgleich die Chancen einer Diversifikation auszunutzen.
Drittens spielt die Spezialisierung und Fachkompetenz des Kapitalgebers eine Rolle. Mit
zunehmender Fachkompetenz kann sowohl aus einem ökonomischen Kalkül des Kapitalge-
bers als auch über den psychologischen Effekt einer abnehmenden Ambiguitätsaversion
eine geringere Risikoprämie gefordert werden.
Viertens gibt es noch weitere psychologische Effekte auf die Risikoprämie, die sich in un-
terschiedlicher Weise zeigen können. Vielfach gibt es an den Kapitalmärkten bestimmte
Trends, die zu einer übertrieben hohen oder niedrigen Bewertung des Risikos führen.
5a)
Sowohl der Credit Spread als auch die Risikoprämie einer Anleihe stellen die Differenz einer
Rendite der Anleihe mit dem sicheren Zins dar. Der Unterschied ist jedoch bedeutend, da im
Falle des Credit Spreads wird die Rendite der Anleihe auf Basis der mit dem Wertpapier
verbrieften Zahlungen berechnet, bei der Risikoprämie jedoch mit den erwarteten Zahlun-
gen. Während der Credit Spread somit angibt, wie viel Prozentpunkte ein Investor im Ver-
gleich zu einer sicheren Anlage mehr erhält, wenn die mit der Anleihe verbrieften Zahlungen
tatsächlich gezahlt werden, berücksichtigt die Risikoprämie noch alle anderen Faktoren, die
dazu führen können, dass eben nicht die verbrieften Zahlungen geleistet werden. Hierzu
gehören z.B. Ausfallwahrscheinlichkeiten, Klauseln und Recovery Rates. Daher ist die Risi-
koprämie bei positiver Ausfallwahrscheinlichkeit in der Regel geringer als der Credit Spread.
5b)
Um die Risikoprämie einer Anleihe zu berechnen benötigt man somit zunächst die erwartete
Zahlungsreihe der Anleihe, im konkreten Fall also die erwartete Zahlung in 2004. Dabei
muss berücksichtigt werden, dass die Anleihe eine Step up-Klausel hat, die mit einer Wahr-
scheinlichkeit von 10% greift. Außerdem wird die Anleihe mit einer Wahrscheinlichkeit von
1% ausfallen, wobei dann eine Recovery Rate von 20% der ursprünglich verbrieften Zahlung
dem Investor zufließt.
Die erwartete Zahlung ergibt sich somit zu